Privates

HHS Ohlsdorfer Obstgärten Winter 1947, Tempera

Ohlsdorfer Obstgärten 1947, Tempera, 54 cm x 40 cm

An dieser Stelle möchte ich einen mehr persönlichen Blick auf das Leben meines Vaters werfen.
In seiner bescheidenen, eher introvertierten, Wesensart fühlte er sich auf dem "lauten Kunstparkett" nicht wirklich zuhause. Irgendwie gelang es ihm aber trotzdem, sich einen Namen zu machen indem er zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen am richtigen Ort war. Allerdings in so stiller Weise, dass sich heute vermutlich niemand mehr seiner erinnert (was ich hiermit ändern möchte ;-)
Er wusste nicht einmal, dass er bereits zu Lebzeiten im angesehenen Monogramm-Lexikon (s. Biografie) erwähnt wurde. Zumindest sprach er darüber nicht mit mir. Aber es gab tief bewegende Erinnerungen, die er gerne mit mir teilte. Dazu gehört das farbige Bild in Tempera, die Nummer 1 im Werksverzeichnis. Es war der Blick aus seinem Fenster auf die Ohlsdorfer Obstgärten. Ich kann mich erst heute - nachdem ich die Tagebücher meines Vaters gelesen habe - richtig in die widrigen Umstände hineinversetzen, unter denen es entstanden ist. Es war der berüchtigte Hungerwinter in Hamburg, als er dieses Bild an Neujahr 1947 vollendete. Bei Stromsperre, Hunger und eisiger Kälte. Es sollte einige Jahre später zum "Door-Opener" seines beruflichen Lebensweges werden. 

 

Ganz anders die Erinnerungen an die Zeit mit den "Brezelbuben". Hier blühte mein Vater beim Erzählen sichtlich auf: Dieser Freundeskreis bildete sich 1940, überwiegend aus Lehrlingen der selben Hamburger Firma (Bernhard Buschmann, Persien-Export) und überlebte vollzählig den Krieg. Das verbindende Element waren nicht nur berühmt-berüchtigte Partys mit sogenannter "entarteter" Musik (Jazz) im Hause eines der Brezelbuben in der Hansastraße, das zugleich auch vom Polizeipräsidenten bewohnt wurde (!!). Sondern auch reger Austausch im Bereich von Kunst, Literatur, Musik, Film, Theater, etc. standen im Zentrum der gemeinsamen Treffen. Zu diesem Kreis gehörte auch Hannelies Ponto, Nichte des Bühnen- und Filmschauspielers Erich Ponto und Schwester von Jürgen Ponto. Sie lebte mit ihrer Familie in der Magdalenenstraße, ein paar Ecken weiter.

1945 und 46: "Brezelbuben" beim Feiern, vor Wandmalereien meines Vaters. Links unten Hannelies Ponto (mit Hut). Rechts unten  mein Vater (mit Hut).

Eins der (vermutlich) letzten Exemplare der kleinen, 52 Seiten umfassenden, Chronik: Illustriert und geschrieben 1946 von meinem Vater, Hans Helmuth Sievers

Zum 6-jährigen Jubiläum der Brezelbuben schrieb mein Vater 1946 eine kleine - von ihm illustrierte - Chronik. Sie konnte unter abenteuerlichsten Umständen realisiert und "organisiert" werden, Dank der guten Beziehungen, die einige Brezelbuben in alle Richtungen pflegten. So entstand eine winzige Auflage von 10 Exemplaren. Ich habe das Glück, noch eines zu besitzen. Aber wo die anderen sind, ob sie überhaupt noch sind...? Das weiß nur der Wind. Inzwischen sind wohl auch die letzten Brezelbuben verstorben (oder sagt man heute Brezelbub*innen ;-)) Und ganz vielleicht... tanzen sie jetzt wieder im "Himmel"... auf ihre Art und Weise...

 

Nachtrag 27.11.23:
Inzwischen sind die Brezelbuben auch als selbst produziertes Hörbuch online :)
Hier zum Herunterladen:
https://c.web.de/@337859178318004560/C-ucCE-4TsqHBTRWoPO7IA

Einige und sehr viele Jahre später...

Künstlerfest der Kunstschule Alsterdamm, Anfang 50er Jahre. 

Künstlerfest "Montsartre" Anfang 50er. HHS mit der jungen Charlotte March, damals noch weit davon entfernt, eine namhafte Fotografin zu werden :-) 

HHS bei Bildhauer Carolus Voigt, Aumühle, Anfang 50er Jahre

HHS bei Bildhauer Carolus Voigt in Aumühle, Anfang 50er Jahre. Noch als freier Zeichner unterwegs.

1984 Werbeagentur LINTAS Hamburg,
HHS als Leiter des Art Studios.

Und zu guter Letzt: Eine Reise in Bildern durch das künstlerische und persönliche Leben meines Vaters
Am besten Kopfhörer aufsetzen und Im Vollbildmodus in HD-Qualität genießen :)